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Anonymes Interview Nr. 1 - BDSM Offline / Online

Anonymes Interview Nr. 1 - BDSM Offline / Online
Nicht zuletzt durch das Internet hat das Thema BDSM eine breite Masse erreicht. Während alteingesessene BDSM'ler in den 90iger Jahren zum Beispiel noch Kontakt zu Gleichgesinnten über einschlägige Magazine oder Stammtische herstellten, ist der Weg zu mehr Information über BDSM heute wesentlich einfacher, weil nur ein paar Klicks entfernt. BDSM ist im Mainstream angekommen und hat sich zum Teil aus der geheimnisvollen oder schäbig bis zwielichtigen Ecke entfernt, die schlechte Berichterstattung (man bedenke die alten Exklusiv!- Reportagen) vermehrt für diese sexuelle Orientierung bereitgehalten hatte.

Ob das gut ist oder schlecht, kann man dabei nicht sagen. Meinungen sind unterschiedlich. Was auffällt ist aber, dass die Grenze zwischen Oldschool und NewSchool BDSM scheinbar die Entwicklung des Internets mitsamt dem Aufkeimen seiner Plattformen zieht. In der Diskussion über Social Media gibt es sowohl massige Facetten von Pros und Contras. Einige sagen, das Internet hätte BDSM den elitären Duft genommen; andere sagen, die Öffnung von BDSM-haltigen Themen gegenüber dem Mainstream über das Internet wäre gut.

Was immer wieder in der Diskussion auffällt, ist das Thema des "wirklichen BDSM". Gerade im Kontext zwischen den SommerferienDoms (Schülerinnen die sich in Richtung MoneySlavery / FinDom vorwagen, um ihr Taschengeld aufzubessern) und dem onlinebasierten Phänomen des DummDoms (Männer, die innerhalb des BDSM Machtgefälles eine Möglichkeit erahnen, vereinfacht sexuelle Kontakte herstellen zu können und dabei zuweilen chauvinistisch, dumm, aggressiv und unangemessen agieren) kommt die Onlinepräsenz verschiedener BDSM-Foren nicht gut weg.

Warum also nicht jemanden einmal nach seiner Meinung fragen?

Übrigens: Wenn dieses Format hier gut ankommt, wird es weitere anonyme Interviews zum Thema BDSM geben...

Der Gesprächspartner ist übrigens 35, arbeitet im mittleren Management und geht gerne angeln. Mehr Details darf ich nicht verraten...

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Okay. Ich würde sagen wir fangen dann mal an. In Interviews stellt man zuerst immer eine Eisbrecher-Frage als Einstieg. Das soll die Atmosphäre auflockern. Das wird dir jetzt vielleicht etwas komisch vorkommen. Also: Wann warst du das letzte mal bei einem MonsterTruckRennen?

Ich war noch nie bei einem MonsterTruckRennen...

Ist das nicht wunderbar, wenn man mit einem Großteil seiner Mitmenschen eine Eigenschaft teilen kann?

Schon.

Hat die Frage das Eis gebrochen?

Ich weiß nicht. Hast du schon mal ein Interview gemacht?

Ja. Eine zeitlang professionell als Journalist.

Wen hast du interviewt?

Politiker, Kleingartenvereine, Prostituierte und hier und da mal ein Promi.

Wen denn?

Der Beste war Sven Regener. Das war nett. Das Mieseste war Sarah Connor. Es gab Extraanweisungen von ihrem Management, dass man sie nicht im Profil fotografieren durfte... wahrscheinlich wegen ihrem Zinken. Aber ich muss dich darauf hinweisen, dass die Tatsache, dass du mir jetzt so viele Fragen stellst und ich das zulasse, nicht wirklich positiv auf meine Expertise in Sachen der Gesprächsführung innerhalb von Interviews einzahlt. Ich würde sagen, wir legen einfach los, oder?

Gern.

Ich möchte mit dir heute über Wirklichkeit und Fiktion von BDSM reden, sprich: Über die Diskrepanz von Alltag und Kopfkino, BDSM zwischen Offline und Online. Fällt dir dazu spontan etwas ein?

Ich denke sofort an die FacebookGruppen und die Freundschaftseinladungen. Oder die Typen mit ihren platten Anmachsprüchen. Und natürlich Dickpics.

Dir fallen sofort die schlechten Aspekte ein...

Ja. Das ist schon extrem. Inzwischen ist das aber so alltäglich, dass man sich fast komisch vorkommt, sich darüber aufzuregen. Es ist fast an der Tagesordnung, dass man plump angeschrieben wird. Oder dass eine wirkliche Diskussion nicht funktioniert. Es nervt mich inzwischen ziemlich schnell. In letzter Zeit bin ich in den Gruppen nicht mehr so aktiv. Kann sein, dass ich alles gesagt habe. Kann aber auch sein, dass ich einfach keine Lust mehr drauf habe, weil sich die Themen eh immer um dieselben Fragen kreisen. Mir bringt das nichts mehr. Am Anfang war das vielleicht noch gut oder auch manchmal amüsant. Jetzt ist die Luft raus.

Aber das war sie nicht immer. Wann und aus welchem Grund hast du dich anfangs mit den FacebookGruppen beschäftigt?

Ich war schon davor lange mit BDSM vertraut, war also kein Anfänger, wenn man das so sagen kann. Jedenfalls hatte ich vor den Gruppen auch schon einen Partner mit dem ich BDSM gelebt habe, eine Spielbeziehung damals. Von daher war ich auch nicht auf der Suche. Ich war eher neugierig, was andere so beizutragen haben. Vielleicht auch ein paar Ideen holen. Ungefähr seit drei oder vier Jahren tigere ich durch die Gruppen. Es ging am Anfang eher um die Neugier. Vor allem auch deswegen, weil ich wissen wollte, wie andere Leute sich im BDSM Kontext so darstellen. In meinem näheren Umfeld gibt es nicht wirklich eine ausgebaute Szene. Ich war zwar hier und da bei einem Stammtisch, aber die Leute waren dann doch nicht so mein Fall. Und Sympathie muss im direkten Kontakt auch da sein. BDSM reicht da für mich nicht als einziges Gesprächsthema.

Aber Online schon?

Ja. In den Gruppen soll es ja darum gehen. Da muss man den Leuten nicht gegenüber sitzen. Es geht um den Austausch. Wenn man jemandem gegenüber sitzt, geht es eher um das Kennenlernen. In den Gruppen, also Online, geht es um die Themen.

Und du wurdest enttäuscht?

Es hat sich ausgelutscht. Am Ende werden Definitionen diskutiert und Begrifflichkeiten rausgehauen, die dann für alle gelten sollen. Das hatte dann nicht viel mit Erfahrungsaustausch zu tun. Da ging es dann eher um das Ausbreiten des Egos. Und da hatte ich nichts von. Ich hatte auch keine Lust, da ständig gegenzuhalten, obwohl ich da schon dann und wann gemacht habe, wenn mir mal absolut was gegen den Strich ging. Wenn man manche Beiträge verfolgt hat, kriegt man ja schon schnell mit, wo was dahinter steckt und wo nicht. Ich frage mich dann immer, wie der Tagesablauf von denen dann so aussieht... denn die Beiträge sind ja schon manchmal recht lang. Das meiste ist jedenfalls Gefasel und hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun.

Du meinst „wirklichen BDSM“?

Ja.

Was ist das... „wirklicher BDSM“?

Das war eine Fangfrage!

Ja. Antworten kannst du trotzdem... wenn du magst.

Wirklicher BDSM ist das, was zwischen zwei Leuten abgeht... im direkten Kontakt. Oder mehr. Also das, was eben wirklich passiert. Natürlich geht das auch Online. Aber die Gruppen sind ja nicht wirklich dafür bekannt, dass alle miteinander reden. Es wird ja eher aneinander vorbei gesprochen. Und es geht da eher um Meinungen und nicht um Erfahrungsaustausch. Ich glaube nicht, dass die meisten ihre Definitionen durchhalten würden, wenn sie die leben müssten. Egal ob jetzt innerhalb einer Partnerschaft oder einer Spielbeziehung oder kommerziellem BDSM. Da ist ganz viel Kopfkino dabei. Und Kopfkino sollte man eher für sich behalten, finde ich. Kopfkino ist halt Fantasie. Und die deckt sich meistens nicht wirklich mit dem Alltag oder kann für eine Argumentation genutzt werden.

Hast du ein Beispiel?

Das Gejammere über 24/7. Das ist ja immer sehr oft Thema. Sklave soll dies und das und darf aber jenes nicht, weil er sonst kein richtiger Sklave ist und so weiter. Auch dieses Hin und Her von wegen, was darf ein Dom und was darf er nicht und vor allem, was muss er und wie hat er generell zu sein, damit er überhaupt noch ein Dom ist. Das hat wenig Substanz. Man kann darüber fachsimpeln aber am Schluss, wenn man jemanden kennenlernt, ist es dann doch das Miteinander, was dann Grenzen absteckt oder Räume öffnet. Von daher hat das meist nicht viel mit BDSM zu tun, sondern ist eher so eine Art Vergleich von Fantasien. Und da gibt es dann immer wieder welche, die ihre Fantasie höherwertiger einschätzen als die der anderen. Und es gibt die, wo man merkt, die haben überhaupt keine Ahnung. Vielleicht eher ein Selbstwertproblem.

Was hälst du von Veranstaltungen oder Events, Messen etc.?

Finde ich sehr gut. Auch wenn ich jetzt nicht mehr so oft Parties besuche. Aber das mochte ich immer sehr gern. Da gibt es dann und wann zwar auch mal den ein oder anderen Theoretiker aber ich hab bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Man kommt schnell ins Gespräch und die Leute sind meistens sehr nett. Auf solchen Parties trennt sich meist schnell die Spreu vom Weizen.

Hast du mehr Freundschaften auf diesen Parties geschlossen oder eher Online?

Das ist eine gute Frage. Teils teils.

Das ist eine schlechte Antwort. Vielleicht liegt es an der Frage. Ich versuche es nochmal: Hast du mehr Freunde Online kennengelernt oder persönlich?

Also Leute mit denen ich wirklich immer wieder was mache oder die man trifft, die kenne ich von den Parties. Aber da hat man sich dann auch schnell über Facebook vernetzt. Aus den Gruppen selber habe ich auch Kontakte und Freundschaften aber die habe ich nicht so oft getroffen... oder gar nicht. Allerdings gibt es da auch sehr viele feste Kontakte. Man schreibt sich oft. Aber ich würde sagen, dass die Bekanntschaften von den Parties her überwiegen und länger anhalten.

Wie war das bei dir mit dem Kopfkino vor dem „wirklichen BDSM“?

Fantasien hat ja jeder. Meine Neigung war allerdings schon relativ früh da und spürbar. Eigentlich war sie von vornherein Thema. Ich war halt so und so ist es dabei geblieben. Ich wusste relativ früh was mir gefällt und hatte nicht eine riesige Findungsphase. Ich wusste da relativ schnell was ich wollte und meine Fantsien habe ich dann auch umsetzen können. Das war dann sicherlich irgendwo auch partnerabhängig gewesen aber ich hatte eher selten das Gefühl, dass ich irgendwas nicht ausleben konnte.

Sind Fantasien nicht der Grundstein von sexuellen Handlungen, die etwas ausufernder sind?

Ich glaube nicht. Ich glaube, man kann sich in Fantasien auch schnell verrennen. Von daher passt das auch auf die Typen im Internet, also bei Facebook oder sonstwo. Da merkt man halt, da gibt es eben nur das Kopfkino und wenn es nur das gibt, dann wird das etwas druckvoller. Da ist nicht mehr dahinter. Ich glaube der grundstein, ist das, was man mit dem Partner hat. Wenn man sich vertraut ist und man dann merkt, was miteinander möglich ist und geht. Das kommt dann von allein, wenn man gemeinsam Dinge ausprobiert. Das und das gefällt einem, dann kann man damit weiter machen und steigern. Und bei manchen Dingen hält sich dann die Begeisterung in Grenzen und man lässt es dann... oder steigert erst recht *zwinker*

Ich würde bei dir rauslesen, dass du sagst, dass der Unterschied zwischen Online/Offline und Fantasie/Alltags-BDSM also der ist, dass der Dialog sich unterscheidet. Was die Fantasie betrifft, also Fiktion und die Gruppen, ist es eher ein nach innen gerichtetes Denken. Real gelebter BDSM ist das Miteinander, also der gemeinsame Dialog, der holprig sein kann und vielleicht dann und wann stockt aber sich dennoch entwickelt.

Kann man so sagen. Ja.

Dann sind wir erstmal am Ende. Wie wärs mit einem guten Schlusssatz?

Du hast es doch schon zusammengefasst. Von daher fällt mir ersteinmal nichts mehr ein. Du gehst über die Rechtschreibfehler nochmal drüber, oder...?
**********edarf Mann
671 Beiträge
Naaa...
...man(n) liest auf jeden Fall raus dass es eine Gesprächspartnerin war. *zwinker*
Was mich hier mal abseits des Kontextes BDSM interessieren würde, wäre ob da mehr Fragen waren - oder gar umfangreichere Antworten - oder ist es genau das gewesen was sich uns hier zeigt?! *nachdenk*

Gruß
handlungsbedarf
PS: Ich verschob das Thema mal in den Themenbereich. *zwinker*
Es war ein erster Versuch...
... es gab noch mehr Fragen, aber die wurden gestrichen. Das Thema wird ja schnell auch sehr stur, weil die Meinung da sehr schnell festgesetzt wird.

Ansonsten war das Interview schriftlich geführt worden... Frage für Frage im OnlineDialog, weil sonst die Spontanität flöten geht. Danach gab es dann eine Korrektur, die Abschrift zur Bestätigung und dann die Veröffentlichung. Aber ich hab nicht mehr viel gekürzt gehabt.

Manchmal hat man Glück und es kommt eine Dynamik zustande und manchmal eher nicht. In dem Fall war es ein Mittelding. Aber da geht noch einiges und die Interviews sind immer besser geworden.

Danke für das Lesen... und Umschieben.
**********veler Mann
36 Beiträge
Für mich ein spannendes Format. So ein Interview könnte, mit der Meinung bin ich aber wohl die Ausnahme, auch sogar länger sein.

Mehr Interviews empfände ich also als Bereicherung. Gerade, weil es dem, was die interviewte Person kritisiert, entgegenwirken könnte. Also mehr Raum geben könnte für individuellen Erfahrungsaustausch, dafür weniger des angesprochenen enervierenden Verhaltens.

Für mich war das Interview vor allem interessant, weil ich an vielen Stellen eine andere Meinung habe, aber gerade das macht es interessant. Auf die Idee, in facebook-Gruppen zu suchen bin ich noch gar nicht gekommen, mich hat es ohne Umweg hierher und auf andere Seiten verschlagen. Ich verspreche mir ein paar amüsante Stunden am Nachmittag, die entsprechenden Gruppen bei facebook anzuschauen *mrgreen*
Danke für die Meinung...
... die nächsten werden dann auch immer länger. Und was fb betrifft: gute Unterhaltung. 😉

Es gibt aber auch sehr gute Gruppen, wo der Dialog im Mittelpunkt steht und angemessen diskutiert wird.
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